Die Kölnische Rundschau zu Niklas Sundblad (neuer Haie-Trainer)
RUBRIK: SPORT; S. 11
"In Köln gibt es nur ein Ziel";
Der neue Haie-Trainer Niklas Sundblad über seine schwierige Aufgabe
AUTOR: Simon Bartsch
Am vergangenen Freitag wurde Niklas Sundblad als neuer Trainer der Kölner Haie vorgestellt. Der 41-Jährige tritt die Nachfolge des überraschend entlassenen Uwe Krupp an. Simon Bartsch sprach mit dem Schweden über die Vorkommnisse der letzten Tage, die aktuelle Situation und die Erwartungshaltung in Köln.
Herr Sundblad, die Entlassung von Uwe Krupp und die Vorstellung von Ihnen als neuer Trainer der Kölner Haie kamen für viele überraschend, einige Fans reagierten geschockt. Wie haben Sie das Ganze erlebt?
Mich hat das auch total überrascht. Ich hätte nie gedacht, die Kölner Haie mal trainieren zu dürfen. Ich war mit den Gedanken schon in Schweden. Da hat es ganz tiefe Gespräche mit einem Erstligisten gegeben. Köln war da überhaupt kein Ziel mehr von mir.
Wie kam es dann zu dem Trainerwechsel? Hatten Sie nach ihrem Weggang nach Ingolstadt im vergangenen Jahr den Kontakt zur Vereinsführung der Haie noch gehalten?
Überhaupt nicht. Es hat zuletzt gar keinen Kontakt zur Geschäftsführung der Kölner Haie gegeben. Die Anfrage kam schon sehr plötzlich. Am Donnerstag war alles klar. Es ging alles so schnell. Ich hatte meine Frau sogar schon gewarnt, wie kalt und dunkel Schweden ist. Ich war wirklich sehr überrascht.
Mit welchem schwedischen Verein gab es denn die engen Gespräche?
Dazu will ich mich nicht äußern. Der Trainer ist ja noch da. Da muss ich Rücksicht auf die Personen nehmen, die dort aktuell arbeiten.
Wenn die Gespräche schon so weit fortgeschritten waren und sie sich geistig schon auf Schweden eingestellt haben, warum sind es dann doch die Kölner Haie geworden?
Die Haie sind für mich ein Traumverein. Ich wohne hier in Köln, habe hier ja auch viele Jahre gespielt. Ich bin als Spieler mit den Haien Deutscher Meister geworden. Wenn man die Chance bekommt, die Haie zu trainieren, ist das einfach nur "wow". Mein Herz schlägt für die Kölner Haie.
Der überraschende Trainerwechsel hat unter den Fans große Wellen geschlagen. Viele Anhänger haben sich gewundert, dass sie offensichtlich schon seit Beginn der Saison Gast bei Spielen, Training und in der Kabine waren. Was hat es damit auf sich?
Mir war langweilig und ich bin neugierig. Da habe ich mir das Training angeschaut. Ich kenne ja viele Spieler noch von früher. Da ist das kein Problem. Ich habe mir aber auch Spiele in Krefeld, Düsseldorf und Iserlohn angeschaut. Auch in Düsseldorf war ich in der Kabine. Es war sicher nicht so, dass ich hier rein marschiert bin und Uwes Job haben oder ihm ein Messer in den Rücken stecken wollte. Ich habe mir die Haie ohne Uwe gar nicht vorstellen können.
Dennoch fragen sich die Fans - gerade in sozialen Netzwerken -, warum ein Meistertrainer noch eine Hospitanz absolviert.
Der Begriff "Hospitanz" ist von uns nicht genannt worden. Man sitzt den ganzen Sommer herum und hat nichts zu tun. Und dann kommt endlich das erste Spiel. Da kann man doch mal runterfahren und wieder ein bisschen ins Eishockey reinkommen.
Beim letzten Heimspiel gegen Krefeld am Freitag war der Trainerwechsel noch sehr frisch und die Stimmung in der Halle gereizt. Bestimmt nicht gegen sie, aber die Fans waren schon pro Krupp. Wie gehen Sie mit dieser Reaktion um?
Die Fans waren natürlich erst mal geschockt. Es ging ja nicht gegen mich oder gegen die Mannschaft. Die Anhänger haben sich für Krupp ausgesprochen. Das ist auch normal und selbstverständlich.
Haben Sie momentan noch Kontakt zu Uwe Krupp?
Hier in Köln haben wir damals gut zusammengearbeitet. Wir hatten während meines Engagements in Ingolstadt aber nicht mehr viel Kontakt. Man telefoniert mit jedem Trainer zwei, drei Mal in der Saison. Aktuell gibt es keinen Kontakt. Aber Uwe hat hier schon eine sehr gute Mannschaft zusammengestellt.
Empfinden Sie denn Mitleid mit Uwe Krupp?
So ist nun mal das Profigeschäft. So war es ja auch in Hamburg. Im vergangenen Jahr ist zum Beispiel in Mannheim der Trainer entlassen worden. Wir befinden uns hier im Profisport.
Befürchten Sie, dass der Trainerwechsel einen Imageschaden bei den Kölner Haien hervorgerufen hat?
Momentan bricht viel auf uns ein. Aber die Kölner Haie sind die Kölner Haie - eine Marke. Die Fans sind Kölner Haie. Es gibt hier so viel Tradition. Wir singen sogar Karnevalssongs über die Haie. So groß ist der Verein. Und auch Uwe ist ein Teil der Haie-Familie.
Sie kennen noch viele Spieler von früher, sind natürlich ganz nah an der Mannschaft dran. Wie haben die Spieler auf die Entlassung Krupps reagiert?
Diese Frage müssen Sie den Spielern stellen. Aber die Mannschaft war natürlich ebenfalls sehr überrascht. Jetzt müssen wir weiterschauen. Es wartet viel Arbeit auf uns.
Sie kennen ja die Kölner Fankultur. Die Stimmung ist entweder himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt. Die Ziele der Fans sind eindeutig. Wie wollen Sie mit diesem Team den Titel holen?
In Köln gibt es nur dieses eine Ziel. Es geht nur darum, die Meisterschaft zu gewinnen. Unter dem Dach hängen die Meister-Banner, es hängt keins von einer Vizemeisterschaft oder von der Playoff-Teilnahme. Aber Meister zu werden, ist gar nicht so einfach. Das letzte Mal sind wir 2002 Meister geworden. Wir müssen jetzt erst einmal in die Playoffs kommen und dann kann alles passieren. Jedes Jahr kann Köln die Meisterschaft holen.
Wo setzen Sie bei der Mannschaft an? Wie machen Sie aus dem Team eine Meistermannschaft?
Als neuer Trainer muss man wieder bei den Basics anfangen. Ein neuer Trainer fängt immer von Neuem an. Ich bin ein Fan von sehr, sehr hartem Training. Je härter man in der Woche arbeitet, desto mehr Erfolg hat man auch im Spiel. Das geht nur mit viel Power.
Reicht das Potenzial der Mannschaft für den Titel?
Momentan sicher nicht. Wir sind auf dem 13. Platz, wir haben nur sieben Punkte. Es ist ein langer Prozess. Wir müssen nur irgendwo anfangen. Wir haben viele Topspieler, viele Nationalspieler. Es ist eine sehr gute Mannschaft. Es wartet noch viel Arbeit auf uns.
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