Tirreno-Adriatico: 2.Etappe, San Vincenzo – Indicatore
Ulli Jansch bekommt 5 Punkte!
Bei Jansch kommt es oft vor, dass ich mir denke: Hätte er nur Kleinigkeiten anders gemacht, man könnte ganz hohe Punkte vergeben. Heute bot er einen stilistisch absolut stimmigen Kommentar, formulierte gut, war konzentriert und brachte einen sehr abwechslungsreichen Mix aus Informationen.
Bei meinen letzten Bewertungen habe ich Reportern oft vorgehalten, inhaltlich zu einseitig zu kommentieren, entweder fast nur mit gesichtslosen Zahlen zu operieren, oder auf Informationen fast gänzlich zu verzichten und ausschließlich Analysen zu bringen. Jansch schaffte heute eine gute Mischung aus Anekdoten, Statistiken, Informationen zu den Teams und auch interessanten Einschätzungen zur Etappe. Überrascht hat er mich im Finale mit seinem guten Rennüberblick. Die Sprintvorbereitung der diversen Mannschaften begleitete er vorbildlich, verwechselte nur ganz selten Fahrer und schilderte die Positionskämpfe sehr genau, ohne dabei auf Analysen zu verzichten. Für den Kommentar des Sprints selbst fehlt ihm natürlich etwas die Dynamik, er machte seine Sache aber ganz gut. Leider legte er sich fest, wer denn nun Zweiter, Dritter, Vierter geworden ist und griff damit daneben. Ansonsten aber stark!
So, nun kommen wir zu dem Aspekt, der Jansch heute in etwa einen vollen Punkt kostet: Die beträchtliche Anzahl von inhaltlichen Fehlern. Häufig sagte er, wie lange bestimmte Erfolge von Sportlern zurückliegen, verkalkulierte sich dabei aber. Cancellara hat seinen ersten Strade Bianche-Sieg somit nicht vor drei, sondern vor fünf Jahren gefeiert, Garzelli hat Tirreno-Adriatico nicht vor zwei, sondern vor drei Jahren gewonnen. Er wusste auch noch, was ja eine hochklassige Information ist, dass Cippolini in der Nähe des heutigen Zielortes seinen Rekord-Etappensieg beim Giro feierte. Leider war das aber nicht Nummer 41, sondern Nummer 42.
Als Sep Vanmarke ausriss, erzählte Jansch schließlich noch, dieser habe letztes Jahr den E3 Preis von Harelbeke gewonnen, dabei war es Omloop Het Nieuwsblad, wo er im Sprint Tom Boonen schlug. Die Fehler haben sich also summiert. Dennoch: Wegen des ansonsten sehr ordentlichen Kommentars vergebe ich 5 Punkte.
Gerhard Leinauer bekommt 2,5 Punkte!
Die Begründung fällt etwas kürzer aus, als bei Jansch, was daran liegt, dass Leinauer auch sehr viel weniger sprach. In früheren Übertragungen der beiden hatte ich oft das Gefühl, Jansch lässt Leinauer nicht zu Wort kommen, heute aber machte Ulli immer wieder Pausen, wo er auch etwas einbringen hätte können. Das tat er nicht. Kurze Einwürfe und manchmal auch kleine Ergänzungen zu Janschs Ausführungen, darauf beschränkte sich Leinauer. Im Finale der Etappe sagte er dann fast gar nichts mehr.
Wenn sich Leinauer zu Wort meldete, dann entweder, um das Geschehen im Bild zu beschreiben, oder eventuell über das Wetter zu reden. Er blieb also leider recht oberflächlich. Informationen hatte er eigentlich gar keine, vielleicht ein, zwei kleine, die man so bezeichnen könnte, aber es war doch dünn. Eine positive Seite hatte dieser Kommentar jedoch: Leinauer präsentierte sich sprachlich sehr stabil, zwar aufgrund der Einfachheit der Formulierungen minimal unterdurchschnittlich, schwerer Schnitzer ist ihm aber keiner passiert. Diese Aussage beziehe ich übrigens auf die Sprache. Inhaltlich nämlich schon. Im Interview mit Poitschke, der telefonisch zugeschaltet war, fragte Leini, ob man nun schon vermelden könnte, das NetApp zur Tour de France darf.
Für mich doch ein schwerer Patzer, wenn man so eine Frage stellt. Er sollte wissen, dass die ASO ihre Wildcards noch nicht vergeben hat.
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